Schilfland – Ein Hörspiel über Herkunft, Kunst und das Patriarchat
Von Juliane Trimper & Alice Escher
Ursendung: Juli 2024 bei Deutschlandfunk Kultur
Länge: 41’14 min

https://www.hoerspielundfeature.de/schilfland-100.html

Ein Hörspiel über Herkunft und Klassenfragen, weibliche Selbstbestimmung im Kulturbetrieb und das Patriarchat als Regieinstanz. Wie fühlt es sich an, wenn man nicht weiß, wo man herkommt – oder das lieber verschweigt? Schilfland ist das Hörspieldebüt von Juliane Trimper und Alice Escher. Ein feministischer Stream of Consciousness zwischen DDR-Erbe, Schweizer Hotelküche und Wagner-Pathos. Eine Schauspielerin bricht auf in die Kunstwelt, auf der Suche nach der großen Bühne und kämpft mit männlich dominierten Erzählungen, mythischen Liebestoden und der eigenen Unsichtbarkeit.

Juliane Trimper:
„Wenn du in einem System geboren wurdest, in dem alles vorgegeben ist; wenn es in deiner Familie nur männliche Künstler gibt und hart arbeitende Frauen im Gesundheitswesen – wo alles hierarchisch ist. Und wenn du dann auch noch  Schauspielerin wirst, ein Beruf, in dem nur wenige selbst entscheiden, wie und mit wem sie arbeiten – dann weißt du irgendwann nicht mehr, wer du bist.

„Die größte Bedrohung für Frauen liegt immer noch in ihrer häuslichen Umgebung – und in der Wahl des falschen Partners. Mein Ausweg war, endlich herauszufinden, wer ich bin, was ich kann, was ich will. Der Weg ist nie geradlinig – aber das Schreiben war meine offene Tür durch die dann einfach gegangen bin“

Juliane Trimper wurde in Schkeuditz geboren und verbrachte ihre Kindheit im Neubaugebiet Leipzig Grünau. Sie absolvierte ihre Schauspielausbildung an der Fritz Kirchhoff Schule in Berlin, spielte in der freien Szene in München und Zürich und tourte als Komödiantin durch ganz Deutschland, bevor sie nach Berlin zurückkehrte. Zuletzt war sie im Theater im Delphi Berlin, als Mary Shelley zu sehen. 2021 erhielt sie ein Arbeits- und Recherche Stipendium vom Berliner Senat. Im Juli 2024 hat sie ihren ersten Text – Schilfland – und das daraus entstandene Hörspiel auf Deutschlandfunk Kultur veröffentlicht. Schilfland ist ein experimentelles Hörspiel, ein Stream of Consciousness, der sich aus Text-und Musik-Elementen kontinuierlich zusammensetzt.

Alice Escher:
„Was passiert, wenn dich jemand trifft, dich verarbeitet – und du wirst zur Figur in seinem Werk? Wird dein Bild dann sein Besitz? Oder warst du es selbst, die sich preisgegeben hat?“

Alice Escher, geboren in Hamburg, ist Medienkünstlerin und Lehrende an der Universität Paderborn. Sie war über zehn Jahre Performerin im feministischen Kollektiv hannsjana und ist in zahlreichen audiovisuellen Produktionen aktiv. Schilfland markiert ihre Rückkehr zur akustischen Erzählform – politisch, poetisch und selbstbestimmt.

Mitwirkende:
Mit Regina Gyr, Emilio de Marchi, Alice Escher, Juliane Trimper
Text & Regie: Juliane Trimper, Alice Escher
Komposition: Richard Wagner, arrangiert von Cédric Douhaire
Sound: Juliane Trimper, Alice Escher, Cédric Douhaire
Ton & Technik: Elise Eißmann, Niklas Kortländer
Produktion: EK-Entertainment GbR
Länge: 41 Minuten, 14 Sekunden

 

Schilfland

Hörspiel 42 Minuten
Autorinnen-Produktion


Premiere: 11. Juli 2024 um 22.03 Uhr auf Deutschlandfunk Kultur

Schilfland
Hörspiel über das Leben als Bühne

Wagner in Bayreuth. Klares Wasser im Kulkwitzer See. Der Mann kommt auf dem Schwan. Die Muse will auf die ganz große Bühne. Eine Schicht zwischen Spülküche und Luxussuite in einem Zürcher Hotel. Eine Premiere auf dem Filmfestival in Locarno. Zusammenschnitt einer gescheiterten Vorstellung. 

Die Schauspielerin hört immer die Musik von Richard Wagner. Wo liegt das Rheingold? In Deutschland oder in der Schweiz? Warum müssen in Opern eigentlich immer die Frauen den Liebestod sterben, um den Helden zu retten? Die Schauspielerin zieht von Leipzig nach Zürich, folgt dem Mythos von Erlösung durch die große Liebe, durch die Kunst. Sie will die ganz große Bühne. Und strauchelt. Sie erinnert sich an ihre Kindheit in einem anderen Land, der DDR. Wieso wurde sie eigentlich Schauspielerin und warum genügt es ihr nicht mehr inszeniert zu werden als eine weitere weibliche Nebenrolle?
 Es geht um Mythen, Rausch, die ausbleibende Karriere, das herbeigesehnte Glück, was man bereit ist zu zahlen und was man nicht mehr bereit ist zu zahlen. Wir blicken auf die alltäglichen Kämpfe als Ostdeutsche im neuen Deutschland, als Deutsche in der Schweiz, als Schauspielerin im Filmbetrieb und als Frau in einer ungleichen Künstlerbeziehung.

Apfelschorlen

Multi-Media-Performance
80 Minuten

PREMIERE 2021
Brotfabrik Berlin

Was gehen uns Migrationsbewegungen an? Wie verändert eine innerdeutsche Migration oder Migration in ein deutschsprachiges Land das persönliche Leben und eigene Identität? Was bedeutet es dorthin auszuwandern, wo es fast so ist wie zu Hause, aber dann doch überhaupt ganz anders beim genauen Hinsehen? Das Projekt „Apfelschorlen“ ist eine Untersuchung über das Weggehen und Fremdsein im Kleinen. Untersucht wird die vielschichtige Verzahnung von Migration und Austausch zwischen Ost- und Westdeutschland und der Schweiz. Mancher Wohnortwechsel ist ein Upgrade, manchmal stellt sich das neue Leben als Downgrade heraus. Was ist das für eine Scham als ungeoutete Ostdeutsche in Westdeutschland zu leben oder als eine Deutsche mit National-Scham in der Schweiz? Wie geht es Schweizern in Deutschland? Wer fühlt sich durch wen gentrifiziert, wer fürchtet um Arbeitsplatz-Verlust durch wen, und wer findet eigentlich welchen Dialekt sexy? In einer ostdeutsch-deutsch-schweizerischen Collage an Performance, Texten und Projektionen werden Multiperspektiven, Privilegien und Vorurteile beleuchtet, auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt

 

 

Juliane Trimper Schilfland Autorin

 

 

Über mich

Ich bin Schauspielerin, Autorin und die Tochter ostdeutscher Realitäten.
Ich habe Rollen gespielt, die nicht für mich geschrieben wurden – zu männlich, zu flach, zu weit weg von dem, was ich kenne.
2019 habe ich begonnen zu schreiben.
Nicht aus Karriereplanung, sondern aus Notwendigkeit.

Wo du nicht gemeint bist, kannst du auch nicht ankommen.
Schilfland erzählt vom Gehen, vom Suchen –
und vom Versuch, eine eigene Sprache zu finden.